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Stillen in der Öffentlichkeit – willst du auf der Toilette essen?

Soll ichs wirklich machen, oder lass ichs lieber sein? Hoffentlich stellen sich diese Frage möglichst wenige Mütter rund ums Stillen in der Öffentlichkeit. Auch als Papa muss ich dazu mal was loswerden.

Jetzt macht er es schon wieder. Der Papa schreibt übers Stillen. Öffentlich noch dazu! Also ich schreibe nicht nur öffentlich darüber, es geht auch ums Stillen in der Öffentlichkeit. Traurigerweise schneide ich damit ein heikles Thema an. Für mich und viele andere ist es völlig unverständlich, wie das Stillen in der Öffentlichkeit zu so einem schwierigen Thema werden konnte. Vor allem in diversen Facebook-Gruppen kursieren die wildesten Geschichten über Leute, die sich über stillende Mütter in der Öffentlichkeit aufregen, sie anpöbeln oder Ähnliches. Das kann es doch nicht sein. Da kann ich es einfach nicht lassen und muss als Papa hier auch meinen Dampf dazugeben. Also etwas Senf ablassen. Ach, ihr wisst schon – es ärgert mich halt!

Wie kann Stillen in der Öffentlichkeit nur so ein heikles Thema sein?

Immer wieder gibt es Berichte, Artikel und Diskussionen bzw. Votings über das Stillen in der Öffentlichkeit. Votings! Die meisten Texte machen ihr Sache gut. Doch schon die bloße Existenz von Abstimmungen zur Frage „Ist Stillen in der Öffentlichkeit okay?“ macht es mir schwer, da noch ruhig zu bleiben. Was um alles in der Welt gibt es bei diesem Thema abzustimmen? Wenn ein Baby Hunger hat oder aus einem anderen Grund die mütterliche Brust braucht, bleibt einer Mutter nicht viel anderes übrig. Die Alternative wäre ein schreiendes Kind. Ob das den Kritikern lieber wäre? Ich wage es zu bezweifeln. Nein, sie macht das nicht aus selbstdarstellerischen Gründen. Sie ernährt und versorgt schlichtweg ihr Kind in der bestmöglichen Form.

Glauben diese Leute ernsthaft, dass eine stillende Mutter Bock darauf hat, „alles“ zu zeigen? Natürlich wird sie versuchen, sich so gut wie möglich zu bedecken. Mit den heutigen Stilltops etc. geht das sogar recht einfach, soweit ich das beurteilen kann. Und natürlich wird sie versuchen, ein möglichst ruhiges Plätzchen zu finden. Doch manchmal geht es eben nicht anders und dann hat das verdammt nochmal kein Problem zu sein.

 

Angst, Hass, Titten und der Wetterbericht

Ob es den geneigten Kritiker in der Früh auch stört, dass in seiner Kronen-Zeitung eine halbnackte Dame auf ihn wartet? Vermutlich schon. Deshalb bleibt er dann auch vor lauter Aufregung ein paar Sekunden daran hängen. Wie in einem berühmten Ärzte-Lied schon angeschnitten, sind in den Medien Brüste völlig normal. Auch sonst überall in der Werbung etc. Aber wehe, eine Brust wird zum eigentlichen Zweck verwendet! Eklig, grauslig, wie kann man das nur öffentlich machen? Meine „Highlights“ sind die spannenden Ideen, stillende Mütter aufs WC zu schicken. Wer so etwas vorschlägt, möge bitte selbst sein Essen zukünftig auf der Toilette einnehmen!

Sorry lieber Leser, das musste einfach mal raus. Jetzt aber genug mit diesem negativen Ausbruch. Zum Glück sieht unsere persönliche Geschichte wesentlich positiver aus.

 

Unsere Erfahrungen mit Stillen in der Öffentlichkeit

Unser Sohn wurde und wird regelmäßig in der Öffentlichkeit gestillt. Zum Glück haben wir noch keine negativen Reaktionen (mit)bekommen. Ganz im Gegenteil. Wenn, dann waren es freundliche Blicke oder nette Kommentare. Besonders lieb, wenn Mütter mit ihren Kindern vorbeigehen und dann ein „Schau, der hatte Hunger und bekommt Milch, so wie du damals.“, kommt. Meistens bleiben wirkliche Reaktionen aber ohnehin aus. Das ist auch gut so. Immerhin sollte das Stillen in der Öffentlichkeit ja was völlig Normales sein. Ich erwarte mir ja auch kein Lob, wenn ich unterwegs selbständig von meiner Wasserflasche trinke, weil ich Durst habe. (Ja ich weiß, nicht alles was hinkt ist ein Vergleich.)

Puh, was waren wir am Anfang nervös. Ohnehin noch völlig unerfahren und immer an der Grenze zur Überforderung – ganz normale frischgebackene Eltern halt – war die Anspannung auch beim gelegentlichen Stillen unterwegs enorm. Dann auch noch mit diesen Horrorgeschichten im Hinterkopf, wo Stillmütter aus Restaurants geschickt oder irgendwo dumm angemacht werden. Gerade in der Anfangszeit ist das Stillen als solches schon schwierig genug. Bis das Anlegen problemlos funktioniert, das Baby immer gut trinkt und so weiter, kann es ein langer Weg sein. Da sind negative Einflüsse von außen und sei es nur die unbegründete Angst vor ihnen ein zusätzlicher Schwierigkeitsgrad.

Aller Anfang ist schwer – vor allem öffentlich

Gerade bei den ersten Versuchen, waren wir innerlich viel zu sehr auf Krawall gebürstet. Jeden Moment haben wir damit gerechnet, dass uns plötzlich das ganze Einkaufszentrum vorwurfsvoll ansieht und uns rausschicken will. Doch nichts. Bisher hatten wir keine Probleme und hoffentlich bleibt das so. Dennoch bringt mich schon die bloße Vorstellung regelrecht in Rage. Ich kann es einfach nicht verstehen.

Natürlich hat jeder ein Recht auf seine Meinung. Jemand findet es komisch, dass wir ihn so viel tragen? Oder hält eher wenig von Stoffwindeln? Geschenkt! Doch beim Stillen in der Öffentlichkeit tue ich mir verdammt schwer Toleranz für derartige Ideen aufzubringen. Selbst wenn es einen stört, sollte es für jeden schaffbar sein, ganz einfach nicht hinzustarren. Auch sonst schaffen wir es doch alle, bei so vielen Dingen gekonnt wegzusehen.

 

Versöhnlicher Abschluss – mein kleines Fazit

Gute Schritte in die richtige Richtung gibt es ja schon an vielen öffentlichen Orten, wo endlich auch an Stillmamis gedacht wird. An großen Bahnhöfen gibt es ruhige Familienräume mit bequemen Stillsesseln, Einkaufszentren bieten entsprechende Räumlichkeiten an und zum Beispiel auch der Flughafen Salzburg hat einen sehr großzügigen Raum mit allem, was Eltern so brauchen. Und wenn es sich doch nicht ausgeht und ihr außerhalb dieser Bereiche stillen wollt oder müsst: liebe Still-Eltern, lasst euch nicht beirren. Meistens ist das alles viel weniger schlimm, als vorher vermutet. Irgendwann, so hoffe ich, wird Stillen in der Öffentlich wieder völlig normal werden.

In diesem Sinne: genießt das Stillen und die Nähe zu eurem Baby und lasst euch nicht von irgendwelchen Ahnungslosen irritieren!


Wie sind deine Erfahrungen? Hast du schon mal solche Probleme erlebt? Lass es uns in einem Kommentar wissen. Ich bin gespannt!

Published in Stillen Was Papa sonst zu sagen hat

13 Comments

  1. Danke, Danke, Danke!

    Es ist schön, dass sich ein Papa diesem sensiblen Thema annimmt. Ich bin ganz deiner Meinung.

    Auch wir hatten das Glück – oder vielleicht ging es uns damals einfach am Arsch vorbei – jedenfalls erhielten auch wir keine negativen Reaktionen. Zumindest beim Thema Stillen nicht 😉

    Mach weiter so! Ich lese auch weiterhin gerne mit.

    Liebe Grüße
    Anne

  2. Sehr gerne. :) Hatte schon lange vor diesen Beitrag zu schreiben. Jetzt ist es endlich raus. :D

    Viel mehr sag ich DANKE für dieses liebe Feedback!

    LG Bernhard

  3. Maria-Luise Riener

    Danke,
    Echt gut getroffen.

    Ich als Langzeitstill Mama ( oder eher artgerecht lang Stillende 😏!??!) hab zum Glück auch keine negativen Erfahrungen.
    Bin ich froh drum.

    Falls wer fragt, ob ich immer noch stille, bekommt eine klare, überzeugte Antwort,
    Ich will Das ja mit keinem diskutieren.

    Als Erinnerung an diese meist wundervolle Zeit und Möglichkeit, mein Kind zu ernähren, kuscheln, trösten, zum Schlafen zu bewegen,….
    hab ich mir vor kurzem ein Still Foto Shooting gegönnt. Daheim. Wo Das Stillen ja allermeistens geschieht.
    Eine wunderbare Sache

    Liebe Grüße, Maria-Luise

    Und
    Dein Wortwitz liest sich so angenehm!!

    P.S.vielleicht folgt noch ein Outdoor Freiluft Foto Shooting?
    Zum nächsten Geburtstag des großen vielleicht, wenn er noch mag 🍀💙

  4. Wow vielen Dank für das schöne Feedback!

    Das ist genau die richtige Einstellung! :)

    Und auch das Outdoor-Shooting klingt nach einer wunderbaren Idee. ;-)

    LG Bernhard

  5. Nicole Zacha

    Schön geschrieben, denn genau so fühlt man sich. Immer die Angst im Nacken. Auch ich habe bisher keine negativen Kommentare erhalten. Für die ersten Monate muss ich sagen : zum Glück. Denn gerade wenn eben noch nicht alles reibungslos funktioniert und die Hormone mit der frisch gebackenen Mama Achterbahn fahren, hätte ich wohl nicht gewusst, wie ich reagiere und nicht in Tränen ausbreche. Jetzt, wo wieder ich meine Hormone im Griff habe und nicht mehr umgekehrt, hätte ich entweder die passende Antwort parat oder es ginge mir am Allerwertesten vorbei… Wir stillen jetzt fast 13 Monate.

    • Dankeschön! Immer schön zu hören, dass man damit nicht alleine ist und es noch anderen genau so geht. :)

      Mit der Zeit kommt man dann immer besser damit klar. Sehr gut, dass ihr „immer noch“ stillt! :)

  6. Unser Sohn wird auch in der Öffentlichkeit gestillt. Eigentlich war ich derjenige, der etwas Angst vor „pöbeleien“ hatte. Meine Frau hält es ziemlich gelassen. Bisweilen haben wir auch noch keine negativen Erfahrungen damit gemacht und mittlerweile, finde ich die Tatsache, auch den eigenen Aktionsradius unabhängig von den Stillzeiten zu erweitern, echt genial.

    • Reicht ja ohnehin, wenn sich einer deswegen Sorgen macht. ;-)

  7. Mama von 5

    Sehr schön geschrieben! Ich bin bei meiner 2. Tochter damals, mit einem älteren Herren aneinander geraten. Wir waren unterwegs, Baby (damals ca. 5 Wochen alt) bekam natürlich irgendwann Hunger. Ich saß etwas abseits auf einer Bank und stillte, etwas weiter auf einer anderen Bank saß ein Pärchen um die 60 und aß ein Fischbrötchen. Er schaute ständig rüber und redete mit seiner Frau. Irgendwann standen die beiden auf, gingen an mir vorbei und er meinte kopfschüttelnd zu mir: „das ist ja wohl ekelig, so in der Öffentlichkeit!“
    Ich hab dann gekontert, er müsse das Fischbrötchen essen wohl auch noch etwas üben, seine Essmanieren seien auch ekelig. 😂😂

    Diese Begegnung hat mich natürlich nicht vom Stillen abgehalten. Ich habe mittlerweile 5 Kinder, alle gestillt, der Jüngste ist ein Frühchen, 6 Monate alt (eigentlich erst 4 Monate) und wird voll gestillt.

    Also, vielen Dank für deinen tollen Bericht! Ich geh dann mal stillen.😉

    • Vielen Dank für das liebe Feedback!

      Unfassbar dieser alte S… also, äh Mann. Aber sehr, sehr cooler Konter von dir! :)

      Alles Gute euch weiterhin beim Stillen! :)

  8. Nici

    Toller Beitrag!!!👍
    Ich kann mich auch noch an eine Situation erinnern, da waren wir bei Mc Donalds und unsere Kleine hatte plötzlich Hunger. Ich hab dann die Maus angelegt und in der anderen Hand meinen Big Mac gegessen. Da waren zwei Jungs die rumgetuschelt haben. Ich hab dann nett rüber gelächelt und gefragt ob ihnen ihr Essen schmeckt 😜. Da haben Sie betreten gegrinst und weg geschaut.
    Am coolsten fand ich aber unsere Dönerbude im Ort. Da war ich mit meiner Mama zu Mittag und unsere Maus hatte wieder Hunger. Der Besitzer fand das ganz normal, hat mir noch ein Kissen für den Rücken angeboten und ein Wasser hingestellt, weil stillende Mamas ja viel trinken müssen. Das war sehr nett!!!

  9. Kerstin

    Hi „Papa zu Hause“!
    Danke für die wertvollen Worte zum Thema“Stillen“.
    Als „Jungmama“ bin ich bis heute oft nervös, wenn ich in der Öffentlichkeit stillen möchte, einerseits, weil unsere Kleine eine wirklich ruhige Ecke möchte und das zu finden ist schwierig, und andererseits wegen möglicher Kommentare. Letzteres hat sich bis dato glücklicherweise nicht bewahrheitet. Allerdings sind ruhige Plätze, an denen auch ich als Mutter mich beim Stillen wohl fühle, selten zu finden.
    Vielleicht braucht’s meinerseits mehr Gelassenheit, Mut und evtl etwas Unverfrorenheit, wenn es ums Füttern geht, denn immerhin suchten wir alle als kleine Kinder den engen Kontakt zu jenen Menschen, die uns liebevoll fütterten und die es aushalten, wenn wir in der Öffentlichkeit schrieen.
    Großartig, dass ein Vater über dieses Thema schreibt und uns Mütter unterstützt.

  10. Nasima

    Danke für den tollen Beitrag zum Thema Stillen in der Öffentlichkeit. Ich dachte während meiner ersten Schwangerschaft, dass ich draußen nicht stillen würde, weil ich mir das überhaupt nicht vorstellen konnte. Tja, schon einen Tag nachdem wir aus der Klinik entlassen waren und noch mal zurück zum Fotoshooting in die Klinik gingen, bekam mein kleiner Junge natürlich auch draußen Hunger. Und plötzlich war es für mich selbstverständlich meinem kleinen Engel die Brust auch draußen zu geben. Nachdem er bei mir getrunken hatte kam eine ältere Dame zu mir, die allerdings nur wissen wollte wie alt der Kleine war und erstaunt war, dass ich schon wieder draußen rum lief. Ich bekam so gesehen keine negativen Reaktionen auf mein öffentliches Stillen, aber als ich einige Monate später mal mit meinem Sohn bei Mc Donalds gestillt habe, fragte mich ein Mann nach Geld. Das fand ich schon etwas nervig, da ich ja sichtbar beschäftigt war und gar keine Hand frei hatte. Meinen ersten Sohn habe ich dann echt überall gestillt. Auch meine Zwillinge habe ich ab und an draußen gestillt, aber da lief alles anders, da sie erst 11 Wochen zu früh kamen, das Stillen Zuhause auch nicht sofort klappte sondern nach Wochen in denen ich es immer wieder probiert habe und es schon fast aufgegeben hätte, weil sie ja nach den Sonden schon lange die Flaschen bekamen. Die zwei konnte ich somit nie voll stillen, aber damit komme ich mittlerweile zurecht und jetzt stillen alle drei bei mir wenn sie möchten. Manchmal sogar noch draußen, obwohl die Kinder schon fast 31 Monate und fast 20 (korrigiert 17) Monate alt sind, aber solange sie und ich noch wollen, stillen wir noch eine Weile weiter :)

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